Es war nicht nur ein Job

Es war nicht nur ein Job

Im Jahr 2021 habe ich als studentische Hilfskraft für das MIMY-Projekt gearbeitet. Dabei hatte ich die Rolle einer Peer Researchers. Das Projekt zielt darauf ab, die Hauptprobleme junger Migrant/innen und Flüchtlinge zu identifizieren, die den Integ-rationsprozess behindern. Es zielt also auf mehrere Kategorien ab: auf die deutsche Gesellschaft, den deutschen Staat und die Flüchtlinge selbst.

Persönlich habe ich durch meine Arbeit an diesem Projekt etwas Wichtiges gelernt, nämlich Interviews professionell zu führen. Dies ist mir sehr wichtig. Durch die Ein-zelinterviews mit Migrant/innen habe ich viel darüber erfahren, was „Integration“ ei-gentlich bedeutet. Ein Hauptproblem ist die fehlende Verbindung zwischen den Ge-flüchteten und staatlichen Integrationsangeboten. Infolgedessen haben Flüchtlinge Schwierigkeiten, die Kultur des Landes zu verstehen und die Sprache zu beherr-schen. Dies ist einer der Gründe, warum sich Flüchtlinge nicht vollständig in das Le-ben in Deutschland integrieren können.

Überrascht bin ich und finde es traurig, dass viele Flüchtlinge keine Hoffnung mehr haben, dass sich die Integrationspolitik ändert. Sie sind enttäuscht davon, dass sich ihre Situation nicht verbessert. Selbst als ich ihnen die Idee der Interviews vorgestellt habe, war ihre nächste Antwort, ob es ihnen überhaupt etwas nützen würde. Seltsa-merweise ist den jungen Flüchtlingen häufig auch der Grund für die Probleme nicht klar. Mal gebe sie der Integrationspolitik, mal der deutschen Gesellschaft und mal sich selbst die Schuld.

Vor sechs Jahren war das anders. Auf Seiten der deutschen Gesellschaft und der Geflüchteten gab es Antrieb und den Wunsch, den Integrationsprozess erfolgreich zu gestalten. Daher finde ich dieses Projekt sehr nützlich für alle Migrant/innen. Aber auch für mich persönlich, da ich selbst als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland gekommen bin. Ich hatte selbst Integrationsprobleme und kämpfe immer noch. Bei meinen Interviews mit jungen Flüchtlingen ist mir aufgefallen, dass sie bereit wa-ren, mit mir sogar über sensible und persönliche Themen zu sprechen und von Schwierigkeiten zu erzählen. Vielleicht hat dabei geholfen, dass ich diese Erfahrun-gen auch gemacht habe und dass ich arabisch spreche. Dadurch konnte ich dabei helfen, gute Interviews zu führen.

Eine andere Sache, die ich gelernt habe, ist die Arbeit von zu Hause aus. Das ist natürlich wegen der Corona-Pandemie. Das kannte ich vorher nicht. Es war schon lustig oder komisch. Obwohl wir aufgrund der Corona-Pandemie kaum im Büro des ILS waren, lernte ich das Arbeitsteam kennen und freute mich, mit ihnen zusam-menzuarbeiten.

Zum Abschluss möchte ich mich für die Möglichkeit bedanken, an dem MIMY-Projekt mitarbeiten zu dürfen. Ich hoffe sehr, dass es mit diesem Projekt gelingt, die Haupt-probleme junger Geflüchteter zu beleuchten, damit die zuständigen Organisationen von den Ergebnissen dieser Studie profitieren und zur Verbesserung der Integration in Deutschland beitragen können.

Photo of Sherin Ibesh
The authorSherin Ibesh

This blog post was written by a Young Peer Researcher, who was recruited as a stu-dent assistant in 2021. The Peer Researchers with their own migration histories made a valuable contribution to the work carried out at ILS within the MIMY project research in Germany.